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Hof Breitenhaide -
Östlich von Ortenberg, nahe der Höhe 282, liegt der Hof Breitenhaide.
Obwohl in ca. 2 km Luftlinie südwestlich von Lißberg gelegen, gehört er zu Lißberg.
Das geht eindeutig aus Urkunden hervor und auch der "Zählerableser" musste den dortigen Stromverbrauch ermitteln und weitermelden.
Die Schreibweise variiert im Laufe der Zeit :
Breite Haid, Breitenheide, Breitenhaide.
In den Wanderkarten : Breitenhaide
Roeschen schreibt 1904 :
"Freunde der Natur machen wir noch besonders aufmerksam auf auf die sog. "Rumpelsburg", einem nach seinem früheren Besitzer benannten Hofe, südlich von Lißberg, östlich von Ortenberg, auf der linken Seite der Nidder (Gastwirtschaft). Wir finden hier eine ausnehmend schöne Fernsicht."
Blick über Lißberg und den Burgturm in südwestliche Richtung. Pfeil = Hof Breitenhaide
Flur und Hofname Breitenhaide.
Breiten (ahd. Gibaita) bezeichnet einen Komplex zusammenhängende Acker oder Feldflächen.
Haide = ursprünglich mit Heide oder anderem Gestrüpp bedecktes Land.
Rumpelsburg = auf den früheren Besitzer bezogener Name.
Warum baute man einen Hof weitab von einer befestigten Stadt auf eine Höhe ?
Da zu muss man sich die "Verkehrswege" in alter Zeit näher ansehen.
Diese alten Verbindungswege waren meist Höhenwege, deren Verlauf heute nur noch schwer im Gelände zu erkennen ist. Ihre Bezeichnungen wie "Hohe Straße" (Bezeichnung für Heer -
In unserer Gegend waren die "Reffenstraße", die "Rechte -
Die rechte Nidderstraße wurde bei der Einrichtung der "Bonifatius Route" erforscht und dokumentiert (Leichenzug des hlg. Bonifatius von Mainz nach Fulda -
Solche "Straßen" würde man heute als unbefestigte Feldwege bezeichnen.
Ihr Verlauf konnte sich ändern wenn : ein Abschnitt abgerutscht war oder unpassierbar wurde, oder wenn man ein Zollstelle umgehen wollte.
Ende des18. Jhdt. kamen die "Kunststraßen" (befestigte Wegeführung) auf.
Hof Breitenhaide lag an der "linken Nidderstraße", einem alten
Handels -
"Geleit" bedeutete, das den Reisenden Schutz gewährt wurde, für den der "Inhaber" der Straße Sorge zu tragen hatte. Dazu wurden Bewaffnete abgestellt, die die Reisegruppen und Fuhrwerke begleiteten. Anfangs war dieser "Service" kostenlos, später musste dafür bezahlt werden, noch später wurden dann nur noch Geleitbriefe ausgestellt.
Die Reisegeschwindigkeit konnte je nach Frachtgewicht, Gelände und Witterung stark schwanken. Sie betrug zwischen 6 und 30 km am Tag. Und an bestimmten Stellen waren Hilfsdienste wie Vorspann oder Rast und Unterkunftsplätze notwendig.
Kartenausschnitt mit den "alten Straßen".
Der rote Punkt deutet sie Lage von Hof Breitenheide an.
Eine exakte topografische Bestimmung ist schwer machbar, da der Kartenausschnitt nicht maßstäblich gezeichnet ist.
Diese Zeichnung zeigt einen solchen Umspann -
Im Hof Breitenheide sehen wir eine solche Ausspannstation, Rast und Übernachtungsplatz und Zollstation für den Handelsverkehr.Solche Stationen waren für den Grund / Landesherren wichtige Einnahmequellen zum Eintreiben der Zoll und Geleitabgaben. 1796 hatte Lißberg eine Zollstelle -
In der Liste der Höchstbesteuerten des Kreises Nidda finden wir :
1859 -
1873 -
Erste Erwähnungen über den Hof finden wir in einem Bericht von Landau, 1855 über Grenzstreitigkeiten :
Über die lißbergische Grenze gegen Ortenberg waltet langer Streit und es wurde 1562, 1563 und 1569 darüber Verträge errichtet. Im Jahre 1573 wurde diesselbe von dem Lißberger Stein bis in die Grumbachan die Landwehr gezogen, dann die Landwehr hinauf, über die breite Heide, die hohe Straße hin bis an den Dörnstein, von da hinab, weiter dicht unter dem Ortenberger Hain, über den Steg und den Wendelgraben hinauf. Auch wurde diese Grenze bis 1617 nicht mehr verändert."
Auszug aus "Kulturdenkmäler Hessen 1982" :
Ortenberg -
Flur 8 -
Barockes Hauptgebäude, dreiachsig mit reich ornamentiertem Portal, im Sturz datiert mit 1739, in weitgehend ursprünglichem Zustand erhalten,Stallgebäude aus Bruchstein, im Giebel Fachwerk, Fenster und Türgewände sowie Okuli in Haustein, ein Türsturz datiert 1800.
Unter der unpassenden Verkleidung des Hauptgebäudes gutes barockes Schmuckfachwerk zu erwarten. Kulturdenkmal wegen seiner künstlerischen und geschichtlichen Bedeutung.
Ansichten und Besonderheiten auf alten Postkarten
Der im unteren, mittleren Bild dargestellte hölzerne Aussichtsturm befand sich im Walddisstrikt "Dörnstein" im Ortenberger Stadtwald, in unmittelbarer Nähe des Hofes.
Der Turm wurde vom Ortenberger Verschönerungsverein in den Jahren 1898 -
Laut Zeitungsanzeige lud der Vorstand des Vereins zum 17. Juni 1900 zu einer "Waldpatie" am Turm ein , der Gesangverein Frohsinn sowie die Feuerwehrkapelle Ortenberg werden die Festlichkeit verschönern.
Unterhalb des Hofes wurde ein Steinbruch betrieben. Wer Besitzer oder Betreiber war, konnte von uns noch nicht recherchiert werden.
Eingerichtet wurde das Werk vermutlich 1898 -
Im Frühjahr 1900 sucht die Verwaltung (gez. Emrich) 20 -
In einer weiteren Anzeige vom 24. Juli 1900 sucht das "Basaltwerk Breitenhaide" bei Ortenberg : "50 Basaltarbeiter, Richter, Schläger und Tagelöhner bei hoher Lohnzahlung für sofortigen Eintritt".
Auch von Betriebsunfällen hören wir.
"Bergheim, den 16.11.1899.
Heute ist schon wieder von einem Unglücksfall zu berichten.Dem Heinrich Mohr von hier, flog gestern im Basaltwerk Breitenhaide ein Stein ins Gesicht und verletzte ihm das Auge, er wurde alsbald in die Klinik nach Gießen gebracht"
Wann der Betrieb des Werkes eingestellt wurde, ist uns nicht bekannt.
Auf dieser Karte ist noch mal schön der Aussichtsturm zu sehen.
Allerdings war man sich in der Schreibweise nicht ganz sicher -
Hier hat man sich für "Rummelsburg" entschieden.
Autor: Manfred Redling
Quellen :
Lehrer Sauer, Ober-
"Unterwegs auf den Straßen unserer Urahnen", Jochen Heinke
Staats und Adresskalender 1796
Hessische Geschichte, Ludwig Baur, 1848
Archiv Heimatmuseum Nidda